Vor etwas mehr als 200 Jahren starb in Königsberg einer der größten Denker der Menschheitsgeschichte: Imanuel Kant. Leider macht es außerordentliche Schwierigkeiten, seine Werke zu lesen, aber für jeden verständlich ist eine entscheidende Aussage seiner Erkenntnistheorie:
Alle Erkenntnis ist vorläufig! Ist Hypothese. Auch durch das naturwissenschaftliche Experiment wird eine Hypothese nur gestützt, aber nicht zu einer unumstößlichen Wahrheit, denn ein zukünftiges Experiment könnte im Widerspruch zu dieser Hypothese stehen.
Also sind wir niemals im Besitz universeller Wahrheiten, sondern im Besitz von Annahmen über mögliche Wahrheit. Entmutigend ist dabei, auch wenn wir eine universelle Wahrheit fänden, also eine Wahrheit über die Welt, die zeitlos und im ganzen Kosmos gültig zu sein hat, wer könnte uns das bestätigen? Der Erkenntnistheoretiker nennt das einen erkenntnisexternen Parameter. Nur jemand, der im Besitz absoluter Wahrheiten sein müsste, also ein göttliches Wesen, ein Wesen, das die Welt erschaffen hat.
An einen Gott aber können wir nur GLAUBEN. Weder können wir seine Existenz, noch seine Nicht- Existenz beweisen. Wir wissen auch nicht, ob die Welt einen Anfang hat, also eine Schöpfungsgeschichte. Die Physik spricht vom Urknall, der aber nur ein mögliches Szenario ist. Es gibt erhebliche Widersprüche in der Physik.
Der Urknall ist eine Annahme, keine Wahrheit. Aber lieb gewonnene Theorien werden mit Klauen und Zähnen verteidigt! Dogmatismus ist auch in den Naturwissenschaften anzutreffen und so mancher Physiker hat das Zeug zum Großinquisitor.
Die Geisteswissenschaftler, insbesondere die Juristen sind keinen Deut besser. Die unveräußerlichen Menschenrechte werden täglich veräußert, weil sie eben veräußerlich sind, und ihre Rückführung auf Naturrechte machen den Juristen von Natur zu Recht zu einem Naturunrechtler.
Was wäre, wenn das Weltall keinen Anfang in Raum und Zeit hätte? Dann bräuchten wir keinen Schöpfer. Keinen Gott. Oder? Doch, wir brauchen einen Gott. Der war dann auch schon immer und ewig mit dem Weltall da, aber dann nur als Hausmeister, der in den Galaxien nach dem Rechten sieht und hier und da eine Evolution anzettelt.
Wir brauchen Gott oder Götter, weil wir Religionen brauchen. Wir brauchen sie als soziale Klammer, als seelisches Treppengeländer, als moralische Instanz, als Legitimation für Machtentfaltung und Kriege und Terror und Unterdrückung. Alles nicht neu, sondern uralt. In letzter Zeit sind Quasi- Religionen dazugekommen. Die weinerlichen Ökopazifisten, von der Evolution noch geduldet, kurz davor, in das Artenschutzabkommen aufgenommen zu werden, da unser Heimatplanet alles andere als pazifistisch ist und Öko am besten funktioniert, wenn sich Ökopazifisten gar nicht erst einmischen.
Die Naturwissenschaften, die meinen, ausschließlich sie hätten Deutungshoheit und nicht merken, dass sie mit ihrem finalen Weltformel- Gefasel einen Schritt in vor- kantische Mythologie getan haben. Es kann prinzipiell kein Ende eines Erkenntnisprozesses geben, nur des Erkenntnissuchenden, wenn die Macht des
E = mc^2 in den Händen von Menschen akkumuliert, für die die Erkenntnistheorie nicht mehr als eine Biersorte ist.
Dann gibt es all' die Sekten und Sektchen. Wenn es wenigstens Sektkorken wären, so hätten sie noch einen Sinn: den Knall zu verhindern. So aber sind sie durchgeknallt und hinterlassen leere Flaschen.
Ach ja, die Hard- Core Esoteriker. Eine uralte Spezies, und eigentlich wären sie harmlos, wenn sie nicht so leicht zu beeinflussen, zu manipulieren wären und sich nicht so oft in einem dogmatischen Gebälk einrichteten. Hin und wieder pilgern sie nach Indien für das spirituelle Feintuning, singen inbrünstig ommm, ommm und bemerken nicht mal das grausame, unmenschliche Kastensystem. Den Guru freut's, er geht zu seinem Kollegen von der Börse, dem Börsenguru und ordert Aktien.
Eine Subspezies sind die Techno- Esoteriker, man könnte sagen Technoteriker - meine neueste Wortschöpfung. Oder Ufo- Gurus. Die Gurus sind eine inflationierende Spezies. Im Altertum gab es nur das Orakel von Delphi. Einige Grundkenntnisse in Astrophysik, und man weiß, dass ein Kontakt zu fremden Zivilisationen extrem unwahrscheinlich, wenn auch nicht ausgeschlossen ist. Ich möchte ihn nicht, denn die Freund- Feind- Wahrscheinlichkeit ist 50 zu 50. Fast wie zwischen Nachbarn.
Warum aber überhaupt Erkenntnistheorie, wenn sie letztlich eine prinzipielle permanente Vorläufigkeit auch ihrer eigenen Denkresultate fordern muss?
Der Zirkel zu Kant. Benutzen wir unseren Verstand, unsere Vernunft vor dem Hintergrund des stets Hypothetischen. Das schützt vor Dogmatismus, ideologischer Verblendung und Fanatismus. Man ist offen, sieht ohne Angst dem Neuen entgegen und trennt sich gern vom Alten, wenn es denn nur noch Ballast ist, und sollte es sich um das Leben selbst handeln.
In diesem Sinne wünsche ich all meinen Lesern ein "gutböses" Altneuesjahr 2011 wie ich es 2009 getan habe, wobei noch zu klären wäre, was denn Dogmatismus von Fanatismus unterscheidet?
Der Dogmatiker sammelt das Holz für den Scheiterhaufen, der Fanatiker zündet es an!? Demnächst mehr auch darüber...
Mein grosser Dank für meinen Seelenverwandten für das geduldige Korrekturlesen meiner Grammmatikalischen Fehler.
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